INTERESSANTES / FÜR KOLLEGEN

Editorial Rot&Weiss 2-2016

VON EXPERTEN UND MENSCHEN

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

es klingt nach Allgemeinplatz – aber eine gute Ausbildung ist viel wert. Das ist nun ein- mal so und daran gibt es nichts zu rütteln. Wir Zahntechniker durchlaufen klassischerweise während unserer Karriere vor allem zwei Ausbildungsstufen: Nach unserer Lehre absolvieren wir unsere Lehrabschlussprüfung, dann lernen wir laufend im Berufsalltag, sammeln Erfahrung und können uns später mit der Meisterprüfung weiter qualifizieren.

In Österreich wird die Meisterprüfung an der Akademie für Österreichs Zahntechnik in Baden, die von der Bundesinnung betrieben wird, abgenommen. Wir sehen es als eine zentrale Aufgabe, für bestmögliche Ausbil- dungsbedingungen zu sorgen. In Baden gibt es die ganz bestimmt: Die Ausstattung ist immer am neuesten Stand und mit der neuen Meisterprüfungsordnung, die laufend evaluiert und adaptiert wird (siehe Bericht Seite 8), wird die Meisterausbildung den Anforderungen an die moderne Zahntechnik mehr als gerecht.

Aber mit der Meisterprüfung sollte das Ler- nen für Zahntechniker nicht vorbei sein. Zum einen bringt der Alltag im Labor und in der Zahnarztpraxis ohnehin täglich Neues. Andererseits gibt es in Österreich – wiederum vor allem in der Akademie – ein großes Angebot an Fortbildungsmöglichkeiten. Und seit diesem Jahr ist mit der Ausbildung auch nach der Meisterprüfung nicht Schluss: Denn seit dem Frühjahr läuft das Masterstudium Dentale Technik an der Danube Private University in Krems.

Dass eine gute Berufsausbildung viel wert ist, wurde vor Kurzem vom Nationalrat quasi bestätigt. Im Februar beschloss das Parlament nämlich den so genannten Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR), welcher Ausbildungen – universitäre und berufliche Abschlüsse – international besser vergleichbar machen soll. Damit wurden Lehrabschlüsse mit der Matura gleichgesetzt und Meisterprüfungen mit Bachelor-Abschlüssen.

Eine Hoffnung, die damit einhergeht, ist, Lehrberufe insgesamt aufzuwerten und so für junge Menschen attraktiver zu machen. Das ist auch in der Zahntechnik ein großes Thema. Denn es ist nicht immer einfach, den Nachwuchs zu bekommen, den wir uns als Unternehmer wünschen. Als Bundesinnung arbeiten wir daher auch daran, das Berufsbild entsprechend zu überarbeiten und zu präsentieren. Die Zahntechnik ist ein modernes Handwerk an der Schnittstelle zu neuen Technologien und zur Medizin. Und die Zahntechnik hat eine Zukunft, so lange es bestens ausgebildete, engagierte Zahntechniker gibt.

Daran habe ich keinen Zweifel. Auch nicht angesichts einer amerikanischen Studie, laut der unser Beruf mit großer Wahrscheinlichkeit in Zukunft immer mehr – und irgendwann ganz – durch digitale Technologien ersetzt werden wird. Das wird nicht passieren.

Zahntechniker sind schließlich keine Maschinen, die im Akkord Zahnersatz fertigen. Für einen guten Zahnersatz braucht es viel mehr. Wir müssen uns jedes Mal aufs Neue auf die Anforderungen jeder einzelnen Arbeit einlassen. Wir müssen mit Patienten reden, ihnen zuhören und herausfinden, welche Lösung die richtige für sie sein kann. Nicht zuletzt müssen wir sie schließlich an diese Lösung heranführen, indem wir sie beraten und darüber aufklären, was technisch und in Sachen Material möglich ist. Und das wird keine Software und kein noch so komplexer Algorithmus jemals leisten können.

Als Experten für Technik und Material und als Menschen, die auf die Bedürfnisse der Patienten eingehen können, wird es uns Zahntechniker immer brauchen. Und damit wären wir wieder bei der Ausbildung. Ohne immer Neues zu lernen und laufend am Ball zu bleiben, wird es in Zukunft nicht gehen.

Euer
Richard Koffu